Refraiming (einen neuen Rahmen geben)

Aufgeschoben wird in aller Regel das, was mit  der Erwartung von unangenehmen Gefühlen, aufkommenden negativen Erfahrungen oder Befürchtungen von emotionalen oder körperlichen Schmerzen  verbunden ist. Ohne guten und überzeugenden Grund wird man sich solchen Beschädigungen nicht willentlich aussetzen. Der Selbsterhaltungstrieb arbeitet stets auf sehr kurzem Rangierabstand.

Ob ein Erledigungs- bzw. Entscheidungsprozess oder sein Ergebnis  als unangenehm oder schmerzhaft imaginiert wird, und in welches persönliche Verhältnis man sich zu dem erwarteten Unwohlsein oder Schmerz stellt, ist indes keine feste Größe, sondern in viel größerem Umfang frei wählbar als man zunächst glaubt. Die Bewertungsgrundlagen, nach denen man seine Erwartungen einschätzt, kommen alle aus einem vergangenen Erleben, das in seiner Form kaum wirklich vergleichbar ist mit dem, was gerade heute vorliegt, und das wir dennoch sehr automatisch in diesen alten Rahmen einzusetzen versuchen.

Der Rahmen aber ist es, der ganz erheblich auf unsere Einschätzung der Erwartungen einwirkt. Ein düster-grauer Rahmen macht aus einem Sommeraquarell etwas völlig anderes als ein lichter heller.

Unser hirntechnisches Überlebensprogramm sendet uns in mehr als Gedankenschnelle aus dem Erinnerungsfundus Warnbotschaften, die uns zögern lassen, die wir aber dennoch auch auf Ihre Werthaltigkeit und Gültigkeit im aktuellen Moment überprüfen können, selbst wenn sie zunächst schneller und wirksamer ankommen als unsere vernünftigen Überlegungen. Vor allem können wir dafür sorgen, dass der von ihnen mitgelieferte imaginäre Rahmen den Gegebenheitn angepasst wird. Das Programm unseres Gedankenkinos über das, was da auf uns zukommen könnte, können wir letztlich immer selber gestalten – wir müssen uns nur darüber klar werden, dass wir die Fähigkeit und die Erlaubsnis dazu haben, und die Wahl.

Die Wahl zum Beispiel, zur bestimmen, ob wir uns von alten und nur annähernd ähnlichen Erinnerungen steuern und beschränken lassen wollen, oder ob wir den davon in Anspruch genommenen Raum lieber der frohen Erwartung, der Hoffnung, der Freude über die künftige Verbesserung zuteilen wollen. Der unangenehme Weg durch den kalten Regen verliert seine automatisch eingeschossene abweisende Bewertung, wenn an seinem Ende ein lange und freudig erwartetes Rendez-vous steht.