Gefühlte minus 20° Grad

Im Prokrastinieren drücken sich heftige Gefühle aus: „keine Lust“ = Unlust, Ärger, Langeweile, Ängste unterschiedlichster Art, aber auch Ekel, Scham oder innere Abwehr und Widerstand. Es sind in der Regel solcherlei Gefühle, die dafür sorgen, dass wir Menschen eine bestimmte, jetzt anstehende Tätigkeit auf morgen oder allgemekn auf später zu verschieben. Es sind in der Tat nicht rationale Denkvorgänge, die ein Aufschieben zur Prokrastination machen, sondern emotionale Einflüsse.

Während wir mit unserem Denken die Dinge im Sinne unseres Vorhabens aktiv lenken können, entzieht sich unser Fühlen der direkten, gewollten Steuerung. Heißt das nun in Bezug auf das emotional begründete Prokrastinieren, dass wir ihm hilflos ausgeliefert sind, zumindest solange, bis uns eine positivere Emotionslage wieder handlungsfähig macht? Und wenn das so wäre: Wie können wir aktiv in das hinderliche Geschehen eingreifen?

Bei einer emotionalen Handlungsbegeisterung von minus 20° Grad ist es eine absolut verständliche Reaktion, auf bessere Zeiten zu hoffen – für gleich, morgen, nächste Woche. Wie können wir uns (selber) trotz widerständiger Gefühlslage für eine Sache be“geist“ern, damit wir mental und mit all unseren geistigen Kräften uns um sie kümmern können.

Tatsächlich geht es beim Anti-Prokrastinationstraining in erster Linie nicht, wie oft angenommen, um ein verbessertes Zeitmanagement (dessen Beherrschung natürlich ebenfaĺs wichtig ist), sondern um Emotionsmanagement. In der „Behandlung“ der emotionsbasierten Prokrastination spielen daher die Konfrontation mit den Emotionen, ihre Wahrnehmung und Akzeptierung aus einer Haltung der inneren Achtsamkeit eine wichtige Rolle.