Demut

Wer aufschiebt, mag unter Umständen damit einen gewissen Stolz, eine überhebliche Haltung bezüglich der Sache oder auch hinsichtlich der eigenen Fähigkeit Ausdruck geben: „Die Angelegenheit ist meiner sofortigen Aufmerksamkeit gar nicht wert, und ihr Auftraggeber hat mir schon gar nichts zu sagen – über meine Zeit verfüge ich immer noch ganz alleine. Im übrigen schaffe ich so etwas sowieso im Handumdrehen, ihr werdet schon sehen“, so etwa könnte die entsprechende Selbst-Affirmation lauten. Wer sich in dieser Haltung wiederfindet, wird die Erledigung der Aufgabe vor sich herschieben, bis eine ernstzunehmende Instanz ihm diese Denke aus dem Kopf schlägt – was durchaus schmerzliche Folgen haben kann.

DEMUT wäre, um es mit einem etwas aus der Mode gekommenen Wort zu benennen, die Tugend, mit der man aus dem vermeintlichen Schutze einer solchen Überheblichkeit heraustreten kann. Sie ruht in der Einsicht, dass man nichts beweisen muss, und dass man  hinter einer erstrebten Vollkommenheit (einem persönlichen Ideal oder einer „Gottheit“) durchaus zurückbleiben darf.