Bin das eigentlich noch ich, der da aufschiebt?

Als stark betroffene Aufschieber haben Sie vielleicht auch das Gefühl, gar nicht mehr Herr im eigenen Hause zu sein. Eigentlich kennen Sie sich doch ganz anders: aktiv, neugierig, selbstbewusst. Aber wer ist dieses „Selbst“? Was macht dieses „Ich“ aus, dass es sich gegenüber dem aufgeschobenen Thema so unwohl fühlt, Ängste oder Phobien spürt, Befürchtungen oder heftige Unlustgefühle hat? Und wer ist dieser Teil, der uns sagt, dass wir doch eigentlich ganz anders sind?

Immerhin, wir folgen ja dem, was dieses sensible „Ich“ fordert, damit es sich wohlfühlt, weil wir es lieben und es für wichtig halten.

Und doch ist dieses „Ich“ eine ziemlich künstlich, reaktiv entstandene Angelegenheit. Sind es doch die kulturellen, sozialen, familiären, historischen und generationsübergreifenden Zusammenhänge, in die wir hineingeboren wurden, in der unser „Ich“ als Summe aus Charakter, Ängsten, Zweifeln, Gefühlen und Emotionen entsteht – ein Konglomerat aus vielerlei Komponenten. Wird dieses Gebilde angetriggert, belebt es immer wieder neu, solange, bis wir es mit neuen Erfahrungen, mit neuem Erinnerungsmaterial füttern.

Unser „Ich“ mit seinem Vergangenheitsfundus ist lernfähig, und kann durchaus auch mal aufgeräumt, neu programmiert werden. Wo das sinnvoll sein könnte, zeigt uns das „Ich“ übrigens selber: Durch seine eingeengten, unflexiblen Reaktionen, die aus früheren Zeiten stammen, aber der neuen Situation gegenüber überhaupt nicht mehr angemessen sind und daher als unstimmig und als „Störung“ empfunden werden.

Neben allen „technischen“ Überlegungen zur Prokrastinationsüberwindung wie Verbesserung von Zeitmanagement, Planung, Ordnung etc. findet sich ein fundierter Ansatz oft in der Befreiung des vollgestopften „Ichs“, indem es durchgeforstet wird nach alten, unbrauchbaren, selständig wirkenden Reaktionsmustern, die dann einem Neu-Training unterzogen werden können. Hierbei ergibt sich oft auch eine Revision des Motivierungskonzeptes.