„Na komm‘ schon, stell dich nicht so an!“

Warum ist unerwünschtes Aufschiebeverhalten so schwierig zu kontrollieren? Warum reicht ein energisches, innerlich oder äußerlich formuliertes „Na komm, mach schon!“ oft nicht aus?

Aufschieben ist ein ziemlich vereinfachender Indikator für etwas sehr Komplexes, dass nämlich etwas nicht stimmen könnte

im Verhältnis des Aufschiebers zu seinem Projekt, und zwar

  1. bezüglich der Person des Auftraggebers

dessen Kompetenz und Legitimierung

  1. bezüglich der Historie des Projekts,

seiner Zielsetzung,

und der Zielformulierung,

  1. bezüglich der fachlichen Befähigung zur Ausführung,

der zeitlichen, organisatorischen und menschlichen Umgebung

der Einschätzung durch das soziale oder professionelle Umfeld.

Es stimmt aber möglicherweise auch etwas nicht

  1. im Verhältnis des Aufschiebers zu sich selbst, wie z.B. hinsichtlich:
  • seiner persönlichen Werten, Überzeugungen und Prinzipien
  • seiner eigenen Motivation
  • seiner physischen und mentalen Kräften
  • seiner Gesundheit
  • seiner Tagesform und seines Biorhythmus‘
  • seines Informationsstands und
  • seiner fachlichen, moralischen oder ideologischen Eignung und Ausrichtung – etc.

So scheint es eher erstaunlich,

dass wir überhaupt in der Lage sind, für uns selbst oder in einem Team oder einer Interessensgruppierung etwas auf die Beine zu stellen und zu Ende zu bringen. Und so stellt es sich bei näherer Betrachtung ja auch heraus, dass die Zahl der „angedachten“ Projekte, der hoffnungsvollen Pläne, der Karriere- und Lebensentwürfe, der „nicht gemachten Hausaufgaben“ und der abgebrochenen Vorhaben, Ausbildungs- oder Studiengänge überwältigend ist.

Ob wir dies nun bereuen und verbessern wollen, oder es als typisch menschlich und daher unabänderlich hinnehmen, hängt ganz stark auch davon ab, wie weit wir ein „ich kann nicht“ oder ein „ich will nicht“ nicht als gegeben, sondern als persönlichen Forschungsauftrag annehmen und hinterfragen.