Tetralemma – eine spannende Entscheidungshilfe

Jeder kennt das Dilemma, in dem man steckt, wenn man zwischen zwei gleichwertigen Entscheidungen feststeckt. In einer solchen Situation bietet es sich an, die Blockade, die ja in erster Linie eine gedankliche Blockade ist, aufzubrechen, zum Beispiel mit dem so genannten Tetralemma. Diese Methode ist ein Verfahren, das seinen Ursprung in der altindischen Logik hat, aber bis heute hochaktuell ist und sich in Situationen der Entscheidungsfindung sehr einfach, schnell und zielführend einsetzen lässt.

Im Prinzip geht es darum, die enge Ausschließlichkeit der beiden unvereinbar gegenüberstehenden Positionen/Alternativen in einem geführten gedanklichen Prozess in Frage zu stellen: Wenn die Entscheidung nicht zugunsten des einen fallen kann, aber auch nicht zugunsten des anderen, welche neuen Aspekte können sich zeigen, wenn beides mit einander verbunden gedacht wird. Oft zeigen sich interessante Sichtweisen und Konstruktionen, wenn aus dem „entweder – oder“ ein „sowohl – als – auch“ wird.

Ein noch weiter führender Schritt im Tetralemma ist die Option „Keines von beiden“. Auch das sich anzuschauen kann zu neuer Erkenntnis führen, vor allem wenn neben den bisher vermuteten Alternativen noch ganz andere Situationen eingeführt werden, die in der bisher eingeschränkten Fragestellung nicht gesehen werden konnten.

Wenn auch hierdurch noch nicht eine brauchbare Lösung aufgetaucht ist, schlägt der Tetralemma-Prozess  noch die vierte, radikalste Stufe vor: Zuzulassen, dass es vielleicht überhaupt dies alles nicht ist, und selbst das nicht. Hierdurch soll angeregt werden zu versuchen, der Entscheidungsrahmen mit all seinen widerständigen Komponenten gänzlich zu verlassen und das Ganze grundsätzlich neu zu überdenken – nicht nur, um endlich zu einer Entscheidung zu kommen, sondern um eine ganz offensichtlich gewordene Fehlpositionierung und -orientierung aufzuspüren, die dem gesamten Fragekomplex innewohnt und eine kongruente Entscheidungsfindung behindert.

Da erfahrungsgemäß ein Prokrastinationsverhalten durch solche inneren Unstimmigkeiten in Entscheidungsbereichen ausgelöst wird, ist der Tetralemma-Prozess ein hilfreiches Instrument, dem Wunsch nach Aufschieben auf den Grund zu kommen, um ihn in einem weiteren Schritt zu überwinden.