Spaziergang auf der Zeitlinie

Spaziergänge tun uns deswegen gut, weil wir zum einen in Bewegung und im Austausch mit der Natur sind, und gleichzeitig mit unserem Partner oder uns selbst einen Dialog führen, der uns bestätigen oder mit neuen Ansichten bekannt machen kann. Ein Spaziergang entlang unserer eigenen Zeitlinie profitiert davon genauso.

In der Regel ist es unsere Lebenslinie, die wir als Zeitlinie definieren. Dabei kommt es ganz stark auf unser Erziehungsmodell bzw. unsere Überzeugungen an, wo wir für uns den Anfangspunkt setzen. Das vorgeburtliche Leben und Erleben ist für viele wichtig genug, um hier mit einbezogen zu werden. Hier beginnt der Kontext, in dem sich unsere Fertigkeiten und Fähigkeiten, unser Kontakt zur Umwelt, unser Verhalten und unsere Persönlichkeit bilden – ein wichtiger Punkt auf unserer Zeitlinie.

Ein nächster wichtiger Punkt, den wir uns auf unserer Zeitlinie anschauen können, umfasst unsere Einstellungen, unsere Überzeugungen, Werte, Glaubensmuster. Sie steuern zusätzlich unser Tun und Lassen, sind aber auch veränderbar und neuerwerbbar.

Aus alldem formt sich im Lauf des Wegs eine Persönlichkeit, die ein Bild von sich hat und eines von sich auch abgibt nach außen. Selbstbild und Identität bestimmen, ob wir mit uns im Reinen sind und uns in unsrer Haut wohlfühlen können. Das gleicht sich ab mit der Art, wie wir leben, was wir tun, welche Freunde wir haben, welches Auto wir fahren oder welche Musik wir hören. Wir folgen damit den Vorgaben der von uns geschaffenen und aufrechterhaltenen Tagesrealität. Ist das aber alles, oder erwarten wir vom Leben noch mehr?

Themen wie Lebensziel und Vision haben etwas mit dem Geist zu tun, der unser Leben erfüllt, unserer „Spiritualität“. Sie meint die Ausrichtung unserer Lebensinhalte und der inneren „Kompassnadel“ nach einem bestimmten Pol. Manche glauben ihn längst zu kennen, manchen ahnen oder fühlen, dass da etwas ist, das sie erreichen wollen, andere haben so viel Vertrauen, das sie es nicht zu wissen brauchen, und einige sind Zeit ihres Lebens auf der Suche danach, und sehen in der Suche ihre Bestimmung.

Diese Zeitlinien-Stationen gelegentlich auf einem gemeinsamen Weg in angeregtem Gespräch zu besuchen, ist für die persönliche Standortbestimmung von unschätzbarem Wert, und erholsam obendrein. Statt des oft verwendeten Begriffs der Zeitlinien- oder Timeline-„Arbeit“ finde ich Anlehnung an einen „Spaziergang“ dafür viel treffender.