Heilung ist, wenn die Symptome weg sind

Wer viel mit Prokrastinations-Überwindung zu tun hat, stellt sich irgendwann die Frage, ob für sie eine solche  Definition von Heilung zutreffend ist. Der latente Charakter einer Prokrastination kann eine Symptomfreiheit für lanve Zeit vortäuschen, bis dann eines der kritischen Themen getriggert wird – um dann in voll ausgeformter Symptomatik wieder präsent zu sein. Da das zugrunde liegende psychische Belastungsfeld offenbar immer noch dasselbe ist, sollte man also besser definieren: Heilung hat stattgefunden, wenn die Symptome verschwinden und nicht wiederkehren.

Das ist im übrigen das realistische Ziel unserer Prokrastinationsbehandlung und erscheint, wenn es erreicht ist, so unglaublich selbstverständlich. Der innere Saboteur, Bremser, Zauderer hat seinen wichtigtuerischen Einfluss verloren, und alles geht auf einmal leicht und glatt von der Hand. Vergleichbar in etwa mit einer Tunnelangst, die ganze Urlaubspläne und Reiserouten durchkreuzen konnte, weil sie Panik und Todesängste hervorrief, und die nach einer gezielten Behandlung sich so gründlich in Luft auflösen konnte, dass im Rückblick völlig unverständlich wird, was zuvor jedes Reisen zur Gefahr wurde.

Dass bei der überwundenen Prokrastination auch komplexe Entscheidungs- und Erledigungsprozesse und ihr Ergebnis als lustbesetztes kreatives Geschehen  erlebt werden und nicht als potentiell bedrohlich und angstbesetzt, setzt voraus, dass die Qualität ihrer Behandlung der Vielschichtigkeit und Multikausalität dieser Störung, ihrer Verankerung in verschiedenen Erinnerungsebenen in vollem Umfange gerecht wird.