Entscheidungsschwach?

Ob du die Dinge jetzt erledigst,

oder ob du sie lieber auf einen späteren Zeitpunkt verschiebst – du triffst, auch wenn dir das nicht bewusst ist,  hierzu stets deine ganz eigene und maßgebliche „Entscheidung“. Jedes „Jetzt lieber nicht!“, jedes „Heute ist nicht mein Tag!“, oder „Nächste Woche geht es besser!“ ist das Ergebnis einer inneren Abwägung, für das du die nötigen Argumente selber lieferst. „Entscheidungsschwäche“ liegt also als solche keineswegs vor – sie könnte allenfalls im Sinne deskonkret erwartete Ergebnis behauptet werden.

Besonders die unangenehmen Erledigungen

werden dabei von einem inneren Entscheidungsgremium vorbereitet, in dem verschiedene Instanzen aktiv sind. Sie heißen: Verfügbarkeit bestimmter Fähigkeiten und Fertigkeiten, aufkommende Gefühle und Emotionen, Erinnerungen und Erfahrungen, Wertvorstellungen und Überzeugungen, Belohnungs- und Bestrafungserwartungen, kurzfristige und langfristige Zieldefinitionen – und ein kleines bisschen auch die rationale Sachüberlegung. Letztere aber taugt eher bei der Planung und praktischen Umsetzung, ist aber nur schwach am Zustandekommen der Entscheidung beteiligt.

Wenn du dich dabei erwischst,

dass du bereitwillig eine bestimmte Erledigung auf ein späteres Datum verschieben möchtest, dann wirst du wissen, was „eigentlich“, d.h. rationalerweise richtig wäre, und wirst wissen, wie du auch eine heutige Nicht-Erledigung später noch auf die Reihe bekommen kannst. Aber du wirst auch die Erfahrung machen, dass sich die anderen o.g. Instanzen mit ihrer erdrückenden Mehrheit durchzusetzen vermögen.

Solltest du

dich gleichzeitig dabei ertappen, deiner rational und faktisch geforderten Aufgabenerledigung den Vorrang geben zu wollen, dann kümmere dich (liebevoll annehmend und sehr sorgfältig) um die heimlichen Einwände. Manchmal melden sie sich mit ganz konkretem Wortlaut („…, aber ich muss noch vorher das Geschirr abwaschen“, „…, aber ich habe noch nicht alle Informationen beisammen“, „…, aber ich wollte doch noch ein bisschen abhängen!“), manchmal sind sie nur als dezent-unangenehmes Körpergefühl oder als leicht unangemessene Erleichterungs-Euphorie spürbar. Wenn es dir trotz innerer Widerstände wichtig ist, zu tun, was dein ToDo-Planer jetzt erwartet, statte einen kurzen aber klärenden Besuch bei den wichtigen Entscheidungsträgern ab:

bei deinen Fähigkeiten und Fertigkeiten,

bei den aufkommenden Gefühlen und Emotionen,

den sich einmischenden Erinnerungen und Erfahrungen,

bei den angesprochenen Wertvorstellungen und Überzeugungen,

bei deinen Belohnungs- und Bestrafungserwartungen,

bei den kurzfristigen und den langfristigen Zieldefinitionen,

und mache sie dadurch zu kritisch-konstruktiven Partnern in einem nunmehr rational gesteuerten Entscheidungsprozess, wie er der Sache angemessen ist.