Wenn das Aufschieben in die gefürchtete Prokrastinations-Schleife führt

Aufschieben an sich ist ja noch nichts Schlimmes: Manchmal ist es unvermeidbar, manchmal taktisch klug, manchmal sogar notwendig. Nur manchmal eben verwenden wir es auch, um uns nicht mit unangenehmen Themen auseinandersetzen zu müssen. Weil jetzt keine Zeit ist, nicht der richtige Moment, die Stimmung, die Lust… Dann dient es nicht mehr der Sache, sondern ist allein unserer eigenen  momentanen Befindlichkeit geschuldet.

Auch das ist noch nicht „schlimm“, denn unser Wohlbefinden soll uns schließlich ebenso wichtig sein wie die Erfüllung irgendwelcher mehr oder weniger akzeptierter „Aufgaben“.

Nur: Irgendwann kippt das Ganze um, macht sich selbständig, wird unkontrollierbar und wendet sich letztlich gegen uns und unsere schützenswerten Interessen. Das erzeugt dann Stress, Selbstvorwürfe, Termindruck, Zeit-Enge, das Gefühl des „Zuviel auf einmal“, es nicht mehr zu schaffen und besser gleich sein zu lassen.

Jetzt fehlen die passenden Instrumente für ein rettendes Selbst-Organisations- und Zeitmanagement, und für eine wirkungsvolle Eigenmotivation. Die Folge: Aufgeschobenes kann nicht aufgeholt und erledigt werden: Das Aufgeschobene wird im Schneeballsystem weiter aufgeschoben, der Teufelskreis nimmt Fahrt auf.

Grundsätzlich kann man den natürlich an jeder beliebigen Stelle unterbrechen, allerdings will man oft gar nicht, dass das geschieht oder gar gelingt. Denn wie bei anderen Verhaltensweisen, die sich selbständig gemacht haben, ist auch der auslösende Moment des Aufschieben mit recht angenehmen Gefühlen verbunden: Entlastung, Entspannung, Beruhigung, Bestätigung. Und so lange diese Empfindungen stärker sind als drohenden Negativerfahrungen, besteht die große Verführung, immer wieder darauf zurückkommen. Und schon ist aus einer Organisationsschwäche klammheimlich eine Art sich selbst befeuerndes Zwangs- oder Sucht-Verhalten geworden, das sich nach Belieben in jeder künftigen Konfliktsituation als Vermeidungsoption aufdrängt.

Erfolgreiches Prokrastinations-Coaching wird daher auf drei Symptom-Ebenen wirksam werden:

dem Nicht-Wissen (wenn man nicht mehr weiß, wie man den drohenden oder schon entstandenen Problemen entgegentreten kann),

dem Nicht-Können (wenn die inneren Widerstände, Ängste, Selbstvorwürfe etc. unüberwindbar scheinen), und

dem Nicht-Wollen (wenn die schlechten Erfahrungen oder Erwartungen jede Veränderungs-Motivation schon im Ansatz zu Fall bringen).