Du musst dein Leben ändern – wirklich? Ja!

Es stellt sich die Frage, womit das, was Sie da aufschieben, tatsächlich zu tun hat: Mit dem, was tatsächlich Sie tun wollen, oder dem, was Sie auf höheren Wunsch hin tun sollen?

Nach alter philosophischer Vorstellung findet sich der Mensch eingeklemmt zwischen einerseits dem, was zur täglichen Gewohnheit, zur Gesetzmäßigkeit und zum ordentlichen Zusammenleben gehört: dem „Ethos“, und andererseits seinem inneren Kern, seiner Leidenschaft, dem Spontanen, Echten, Unkontrollierten: seinem „Daimon“.

In dieser Konfrontation von „Ethos“ und „Daimon“ entstehen die „Aussetzer“, die Aufschiebereien, die Prokrastinationen. Die Herrschaft und Verbindlichkeit des Auftrags wird nicht mehr anerkannt, es findet sich „Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt“ (Günther Eich), und bis zur Klärung, wer hier die Oberhand gewinnen wird, bleiben die repräsentativen Handlungen und Entscheidungen in der Schwebe, aufgeschoben, bis auf Weiteres aufgehoben, weder erledigt noch nicht-erledigt.

Prokrastination ist die Aufforderung, das Leben, oder zumindest einen bestimmten Teil davon, zu ändern – und letztlich die Erkenntnis, dass diese Änderung schon alleine deswegen geschehen muss, weil nämlich dein Leben so wie bisher nicht weitergehen kann.