Aufschieben – warum denn immer wieder?

Dass Prokrastination eine gewisse Ähnlichkeit mit Fußpilz hat, indem sie bei oberflächlicher Behandlung wieder neu auftreten kann, ist eine häufige und enttäuschende Erfahrungsschleife, die wir am besten dadurch unterbrechen, dass wir versuchen, die Zusammenhänge zu verstehen und uns dadurch widerstandsfähiger zu machen.

Machen wir uns doch klar: Prokrastination geschieht dann, wenn wir Aufgaben, die wir nicht mögen, die uns unsicher machen, vor deren Folgen wir uns ängstigen, die – in gewisser Weise bereits begründete – Befürchtungen in uns auslösen, nicht erledigen wollen. Beispiele wären etwa, dass wir den muffigen Keller nicht aufräumen mögen, ein bestimmtes Telefonat vor uns herschieben, dessen Verlauf und Ausgang unsicher ist, den Zahnarztbesuch aus Angst verschieben, die Mahnschreiben nicht öffnen, weil wir eine Verschlimmerung unserer Situation befürchten.

Solange wir bei der Überzeugung bleiben, dass von muffigen Kellern, unvorhersehbaren Telefonaten, Zahnärzten oder gelben Briefen eine persönliche Bedrohung, eine Art Gefahr ausgehen, und solange wir glauben, dass bereits ein aufschiebender Umgang mit deren repräsentativen Objekten die Rettung bringt, werden wir diese Reaktions-Falle immer wieder tappen.

Dabei liegt der gedankliche Fehler doch auf der Hand: Nicht die aktuell erlebbare Situation wir durch das Aufschieben ungefährlich, sondern uralte Erfahrungen, die die aktuelle Situationen emotional unangenehm einfärben, freuen sich über einen kurzen Moment der Entspannung – durchs aufschiebende Nicht-Tun.

Und so machen wir immer wieder dieselbe Erfahrung bei immer wieder dem gleichen Ereigniskontext – weil Notwendigkeiten zum Aufräumen einfach allgegenwärtig sind, Telefonate immer Momente der kommunikativen Improvisation sind, Zähne leider nur begrenzte Haltbarkeit haben sind und unser Mahnwesen auf Wiederholung beruht. Das alles kommt eben vor und hat nur scheinbar mit den Situationen zu tun, in Wahrheit aber alleine mit uns und denerinnerten Emotionen.

Wir tun also gut daran, unser Reaktionsrepertoire zu überdenken, unbrauchbare Reaktionsmuster zu entlarven und zu entschärfen, und durch bessere, d.h. bewusste Handlungsstrategien zu ersetzen.