Zuerst das Wichtige erledigen, oder doch eher das Dringliche?

Covid 19 stellt die Reihenfolge der Dinge neu in Frage.

Was in de Entscheidungs-Matrix seinen klaren Platz einnehmen konnte in den Feldern „wichtig und dringend“, „wichtig und nicht dringend“, „nicht wichtig und dringend“ und „nicht wichtig und nicht dringend“, muss unter der existenziellen Wucht der Krise wieder neu definiert werden, wenn wir nicht ganz die Pedale verlieren wollen. Und doch bleibt Handlungsdruck ein schlechter Ratgeber. Es hilft, wenn am Anfang eines jeden Handelns oder Entscheidens eine unverhandelbare und entschiedene Maxime bereits zur Verfügung steht, die auch in schwierigen Momenten nicht über Bord geworfen wird. Eine solche Maxime ruht auf dem, was uns grundsätzlich wichtig ist, sie wird bestimmt von unseren fundamentalen moralischen, ethischen und sozialen Werten – derer wir uns bewusst sein müssen, wenn sie langfristig als Richtschnur herhalten sollen.

Die Axt regelmäßig schärfen

Wenn wir solche Maximen in Zeiten der Krise und des überwältigenden Stresses erst immer wieder neu definieren müssten, würden wir wichtige Zeit und wertvolle Kräfte verlieren. Arbeiten am Limit, ob im sozialen oder medizinischen Bereich, in der Aufrechterhaltung tragender familiärer oder beruflicher Strukturen, oder in der Versorgung derer, die mit der Situation alleine nicht zurechtkommen können, erfordert, dass wir uns immer wieder neu bekräftigen in unserer Überzeugung, was uns an unserem Engagement so wichtig ist. Dann haben wir einen klareren Blick darauf, was in der gegebenen Situation dringend ist, und in welcher Priorität. Im Extremen kann eine solche Einteilung auch die fürchterliche „Triage“ bedeuten, die unvermeidliche Entscheidung zwischen Leben und Tod. Auch eine solche Entscheidung ist nur auf der Basis eines tragfähigen ethisch-moralischen Fundaments vertretbar und einigermaßen erträglich.

Es tut daher gut und ist für einen selbst und für das ganze Funktionieren wichtig, sich täglich einen kleinen Moment der inneren Ruhe und Selbstversicherung zu verordnen. Für einen kurzen aber wichtigen Austausch mit seinem Partner oder mit sich selbst und mit den für die jeweils maßgeblichen und behütenden inneren Orientierungsgrößen.