„Administrative Prokrastination“ ist tückisch.
Papier kann eine höchst unangenehme Wirkung entwickeln in Form einer regelrechten Lähmung, die unsere willentliche und auch körperliche Handlungsfähigkeit beeinträchtigt oder völlig stilllegt. Wer gelegentlich unter administrativer Prokrastination leidet, wer es also nicht mehr fertigbringt, bestimmte Briefe zu öffnen, bestimmte Behördentermine wahrzunehmen, bestimmte Akten zu bearbeiten, kennt dieses Phänomen. Die Aufgabe ist klar, aber „irgendetwas“ fällt einem in die Arme, sodass der Aktenschrank geschlossen bleibt oder ein bestimmter Vorgang nicht hervorgeholt wird, hemmt den Schritt oder leitet ihn in großem Bogen um den Briefkasten herum.
„Ich fühle mich wie gelähmt“, „Es ist wie verhext“.
In unklaren behördlichen oder geschäftlichen Zusammenhängen kann ein solchermaßen begründetes Vorsichherschieben von wichtigen und terminierten Erledigungen fatale Folgen haben. Wie aber kann man Abhilfe schaffen?
Gutes Zureden oder Verstärkung des Drucks wird oft versucht (von guten Bekannten oder auch seitens der Institution, die vergeblich auf Bearbeitung wartet), hilft meistens aber nicht, sondern verstärkt nur noch die Isolation, in der sich der/die Betroffene befindet. Ein sorgfältiger Blick auf das Geschehen bringt zunächst einmal Klarheit.
Antriebsarmut und Antriebshemmung
Beide Fachbegriffe beschreiben Symptome aus dem Bereich der Psychomotorik, weil es hier das körperliche Bewegungs- und Ausdrucksverhalten ist, das ganz deutlich von psychischen Vorgängen beeinflusst wird: Eine durch Vorerfahrungen und Ängstlichkeit in besonderer Weise gefilterte Wahrnehmung innerhalb des betroffenen Szenarios, und eine Tendenz zum vermehrten Sich-Sorgenmachen Innere Unruhe, emotionale Labilität und überhöhte Wachsamkeit formen sich zu Ängstlichkeit, Zurückhaltung, Motivationsmangel, geringerer Konzentration und Ausdauer. Die Fähigkeit zu einer angemessenen Reaktion auf die Wirklichkeit und die Eigensteuerung verlieren sich und machen das Aufschieben zu einer durchaus attraktiven Handlungsoption, von der man sich nur ungern wieder verabschiedet.