Wie geht’s dir mit deinem Projekt? Oh danke, wir kommen voran!

Oder auch: Na ja, im Moment hängen wir fest…

Tatsächlich verhält es sich mit Erledigungen oder Vorhaben („Projekten“) kaum anders als mit Menschen: Man eröffnet eine Beziehung (wie eine Schachpartie), und dann laufen die Dinge mal gut, mal weniger gut, und geraten auch mal ins Stocken.

Wie Beziehungen sich entwickeln, mit Menschen oder mit Aufgaben und Projekten, hat viel mit so menschentypischen Begrifflichkeiten wie Präsenz und Aufmerksamkeit zu tun, mit Attraktivität und Akzeptanz, auch mit Lust. Je besser wir also unsere Erledigung als eine spezielle Art von Beziehung begreifen, umso eher sind wir in der Lage, eine eindeutige Haltung zu ihr zu finden. Sich ihr voll und ganz zu widmen erfordert Hinwendung, in eine responsive Beziehung mit ihr zu treten, sorgt aber auch nicht selten für Momente von Frustration, Stress, und gelegentlich auch für den Wunsch nach Abstand und Pause.

Beziehungen zu Menschen ebenso wie zu Aufgaben beginnen immer dann zu leiden, wenn ein „Zu viel“ mit im Spiel ist: Zu viel Erwartung, zu viel Wunsch nach Perfektion, zu viel Betonung der Gegensätzlichkeit in den Zielen, zu viel Unkenntnis und Unklarheit darüber, was und wohin man will. Und zu viel Angst, Angst unterschiedlicher Arten.

Wer im ‚Alltag der Dinge‘ sich angewöhnt hat, auf die Sicherheits- und Schutzfunktion des „Jetzt nicht“ auszuweichen, wird diese Erfahrung gerne auch auf den ‚Alltag der persönlichen Beziehungen‘ anwenden, und wichtige Entwicklungen und Entscheidungen auf „morgen“, auf „nächste Woche“ oder „nächstes Jahr“ verschieben. ‚Vielleicht‘ und ’später‘, ‚wenn‘ und ‚aber‘ sind dann leicht zugängliche Exit-Strategien geworden. Dabei sind es keineswegs die äußeren Umstände,  die eine Schuld daran tragen. Sie finden sich im Inneren, eine Art „Störung“, vergleichbar mit einer Klaustrophobie, einer Angst vor einer Enge, die man in Anlehnung daran auch Beziehungsphobie nennen kann.

Beziehungsarbeit

Beziehungsphobische Menschen erleben die Konfrontation mit Verpflichtung und Verantwortung, die Enge durch Argumente, die Unausweichlichkeit und ein bewusstes Sicheinlassen auf das Gegebene als beängstigend und unerträglich. Um der drohenden Panik zu entgehen, wird umso bereitwilliger jede Möglichkeit des Ausweichens wahrgenommen. Ist das dann das Ende der Beziehung? Zum Andern, oder zum „Projekt“?

Sehr oft ja, jedenfalls bis man gelernt hat, wie man einigermaßen sicher mit dieser Art von Phobie umgehen kann. Und bis man den innewohnenden Konflikt erkannt und akzeptiert hat und bereit ist, sich mit ihm auseinanderzusetzen, um ihn schließlich gemeinsam aufzulösen. (Ja, auch das ist bei „Projekten“ nicht nur möglich sondern auch nötig!) Eben das, ist, was man zwischen den Menschen Beziehungsarbeit nennt. Aus Prokrastinationsberatung  wird dann Beziehungsberatung. Damit es mit dem „Projekt“ wieder laufen kann.