What you resist, will persist

Prokrastination bekämpfen?

Den Kampf gegen das Prokrastinieren hat irgendwann jeder verloren, der ihn geführt hat. Auch wenn einzelne Prokrastinations-Schlachten mühsam gewonnen wurden – in dramatischen Schlussakten, die später bei Jahrgangstreffen und an Alumni-Tischen zu heroischen Taten wurden. Solch druckvolle Endzeitkämpfe hart an der „Deadline“ waren in Wirklichkeit oft nur der letzte Akt einer längeren, eher tätigkeitsgehemmten Prokrastinations-Geschichte. Aber wirklich der letzte? In aller Regel nicht: Prokrastination kommt wieder, und dies ausgerechnet, solange sie bekämpft wird, und sie wird bekämpft, wenn sie wieder kommt. Eine unendliche Geschichte, die in Gang gehalten wird nicht von der Prokrastination selber, sondern vom Kampf gegen sie.

„What you resist, will persist“

Carl Jungs Satz, wonach das, wogegen du Widerstand leistet, weiter fortbesteht, hat eine tiefgreifende Wirkung auf unser tägliches Leben. Sie beruht auf der Tatsache, dass gerade die Versuche, etwas Bestimmtes zu vermeiden, die Energie entwickeln, die es braucht, um weiter zu bestehen, und auch noch zu wachsen. Jedes „life-hack“, das du erfolgreich gegen dein Prokrastinieren eingesetzt hast, hilft ihm dabei, sich bei nächster Gelegenheit umso stärker neu aufzubauen.

Prokrastination auf keinen Fall bekämpfen! (Das ist kein Aprilscherz!)

Die logische, angenehmere und sinnvolle Art, mit Prokrastination umzugehen, ist, den Kampf, den man eh nicht gewinnen kann, endlich aufzugeben. Stattdessen bietet sich ein friedlicher, ja freundlicher und bereitwilliger Weg an, nämlich den Drang zum Aufschieben zu verstehen als einen Verbündeten, und anzunehmen als einen Freund, der einem eine wichtige Mitteilung zu machen hat.

Oft fällt es zwar schwer, den „Überbringer der schlechten Nachricht“ zu würdigen – viele „Whistleblower“ wie etwa Eduard Snowden haben dafür teuer bezahlen müssen. Aber ganz allmählich beginnt auch in Politik und Wirtschaft eine Whistleblower-Compliance Platz zu greifen. Viel zu deutlich ist all ähli h geworden, dass gerade das, was nicht funktioniert, die besten Informationen dafür liefert, wie und wo die Schwachstellen zu suchen und zu finden sind. Aus Sicht der Nachhaltigkeit ist es wirkungsvoller, sensibel zu werden für die Signale des Widerstands, der Sabotage und des Vor-sich-Herschiebens, als in einem einzelnen Fall den Widerstand mühsam zu überwinden, und nichts Grundsätzliches verändert zu haben.

Aus diesem Grund geht es bei pro-cras ganz wesentlich darum, zunächst die Auslöser des Drangs zum Aufschieben aufzudecken, um sie dadurch erst einer Veränderung zuführen zu können.