Niels Bohr, Abraham Lincoln, und die Prokrastination

In der Physik der kleinsten Teilchen ist es…

„schwierig, Voraussagen zu treffen, insbesondere, wenn sie die Zukunft betreffen“ , wie es der Physiker Niels Bohr formulierte. Ähnlich geht es in Bezug auf menschliches Handeln und Entscheiden dem typischen (generischen) Prokrastinierer. Schiebt er doch gerne seine Erledigungen deswegen auf, weil er nicht damit rechnet, dass jetzt der richtige, der angenehmste, der gefahrloseste, der geeignetste Moment für seine Erledigung sei, und daher ein perfektes Ergebnis nicht zwingend vorhersehbar. Weil solch unsichere Zukunftsgestaltung regelmäßig „schwierig“ ist, erscheint das Vertagen und Hoffen auf ein geeigneteres „morgen“ in der Tat sehr verführerisch, da man sich ja alle guten Eigenschaften in ein unverbindliches „morgen“ herbeifantasieren kann, und das dann auch jedes kommende „morgen“ wieder aufs Neue.

„morgen“: Vorratskammer oder Müllhalde?

Was wir dann über das „morgen“ erfahren müssen, ist, dass es nach dem Aufschieben  jedes Mal noch um einiges komplexer wird – keine gute Voraussetzung, wenn man sich eigentlich leichtere Umstände wünscht. Und was wir außerdem wissen, ist, dass die steigende Komplexität in nicht geringem Maße all den unerledigten Dingen geschuldet und auch randvoll davon gefüllt ist, was wir dem „morgen“ Tag für Tag hinterlassen. Das dadurch aufrechterhaltene, geradezu grotesk exponentielle Wachstum des zu Erledigende und gleichzeitig nicht zu Schaffende in unserem alltäglichen Tun führt regelmäßig zu kleineren und größeren Krisen, in denen wir aufgefordert oder versucht oder gezwungen sind, unsere aufgeblähten To-Do-Listen irgendwie wieder auf null zu stellen – ein Akt unkontrollierter höherer Gewalt, den wir auch geordnet und gezielt vornehmen wollten, wenn – ja wenn was?

Noch ein Zitat

Ein weiteres Zitat, das wahlweise Abraham Lincoln, dem Ökonom Peter Drucker oder dem Informatiker Alan Kay zugeschrieben wird, lautet: „Die beste Methode, die Zukunft vorauszusagen, besteht darin, sie zu gestalten.“ Dies aber ist ein aktiv vorzunehmendes Geschehen, bei dem ein gleichzeitiges Aufschieben unmöglich und auch unsinnig ist. Wie man ihm entgegen aller Prokrastinationsgewohnheit näherkommen, wird im pro-cras-Konzept wirkungsvoll bewiesen.