Therapie als freier Feedback-Prozess

Nach unserem Verständnis ist die Therapie psychischer maladaptiver (nicht zuträglicher) Zustände („Störungen“) kein autoritär geprägtes Geschehen. Die fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten des Therapeuten ergänzen sich wechselseitig mit den persönlichen und störungsspezifischen Charakteristika und Erfahrungen seiner Klient*innen – im Sinne der Freud’schen Übertragung und Gegenübertragung oder eines gemeinsamen Blicks auf die betrachtete Landkarte der Klient*innen und deren Legende.

Die von den Klient*innen ausgebreiteten inneren Geschichten, Symbole und Bilder lösen eine beiderseitige Auswertung und Bedeutungsgebung aus, die sich Schritt für Schritt von der ursprünglichen und belastenden Sichtweise entfernen in einem sich gegenseitig vorantreibenden kreativen Prozess, der ganz gewollt nicht vom Therapeuten (als „weisem wissendem Mann“) vorgegeben wird und somit als ein Gegenentwurf zur „Sokratischen Gesprächsführung“ (beispielsweise dargestellt bei H. Stavemann – Beitz 2002) zu sehen ist.

Die Expertise des psychotherapeutisch wirkenden Gesprächsgegenüber dient dem/r Klient*in in erster Linie dazu, die innerseelischen und emotionalen Bewegungen aufzufangen zu wissen, so dass sie stabilisiert, integriert und somit dem Prozess der beginnenden Selbst-Neuorganisation zugefügt werden können.

Wenn ein solcher Prozess des strukturierten „Brainstormings“ einen ausreichenden Abstand zur Anfangslage geschaffen hat, die aus dieser Distanz deutlich ihre positiven und belastenden Seiten zeigt, helfen wirkungsvolle Trainingstechniken, den Einfluss alter neuronaler Muster gegenüber neuer, adaptiver Verhaltensweisen zurückzudrängen.