Selbst-Bewusstsein entwickeln …

heisst jemanden Nahestehenden besser kennen lernen

 Viele Menschen schätzen sich selbst falsch ein, indem sie manche ihrer Qualitäten völlig überbewerten, andere kaum wahrnehmen. Herauskommt ein ziemlich schiefes Bild und ein sehr ungenaues Bewusstsein darüber, wer man selber tatsächlich ist, und wozu man am besten in der Lage ist.

Prokrastination ist in vielen Fällen das Ergebnis einer solchen Fehleinschätzung: Zu viel vorgenommen, zu wenig zugetraut.
Deshalb erscheint irgendwann in einer jeden pro-cras-Intervention diese uralte Aufforderung: Erkenne dich selbst – heute noch ebenso aktuell wie vor zweieinhalb tausend Jahren, als sie im Mittelpunkt der antiken Philosophie stand. Mach dich frei von den fremden Bildern, den Einschätzungen durch deine Freunde, Eltern, Kollegen, Chefs oder den eigenen Ab- oder Überbewertungen. Werde sachlich, analytisch, dein eigener Buchhalter.

Erkenne dich selbst: Gnothi seauton (griech.)

Schnell sind wir bei einem Urteil über uns, wenn uns etwas besonders gut oder besonders schlecht gelingt. Doch selten bekommen wir daraus ein vollständiges Bild über uns. Aber erst wenn es uns gelingt, die negativen Seiten und die positiven als das Ganze einer Medaille zu erkennen, begreifen wir, wie sehr beides zu uns gehört. Die duale Betrachtung unter dem Aspekt „positiv“ und „negativ“ verliert dann ihren Sinn, weil das eine ohne das andere nicht sein kann. Beides zusammen entzieht sich letztlich jeder Wertung und ist nichts Anderes als: wir selbst, unsere Persönlichkeit, unsere Einzigartigkeit. Ihr wieder ihren Wert zu geben ist der tiefere Sinn des „Gnothi seauton“. Und in ihr gibt es keine Prokrastination – und nichts, was es auf morgen zu verschieben gäbe.