Sei gut, anständig, perfekt und stark

Und:
Spüre deine Gefühle nicht, bzw. sprich nicht über sie!
Suche nicht selber nach Lösungen, und triff keine Entscheidungen – du weißt eh noch nicht, was du willst, und was das Beste für dich ist!
Sei nicht, wer du bist, denn das ist nicht gut genug!
Sei nicht egoistisch. Stelle dich nicht an die erste Stelle, sage nicht, was du willst oder brauchst, sage nicht nein, setze keine Grenzen, sorge nicht für dich – sorge immer für andere. Verletze ihre Gefühle nicht und mache sie nicht wütend!
Sei nicht „albern“. Genieße das Leben nicht, Es kostet Geld, macht Lärm und ist nicht nötig!
Vertraue nicht dir selbst; setzte stattdessen Vertrauen in betrügerische Menschen (d.h. in das Scheinbild, das sie die vorgaukeln). Reagiere dann überrascht und gekränkt und verletzt, wenn sie dich hereinlegen!
Sei nicht offen, ehrlich oder direkt – sprich in Andeutungen, manipuliere, bringe andere dazu, für dich zu sprechen! Errate, was andere wollen oder brauchen, und bringe sie dazu, das auch für dich zu tun!
Komme niemandem nahe – du machst dich dadurch verletzbar!
Störe das bestehende System nicht, indem du wächst oder dich veränderst!
Mache immer ein fröhliches Gesicht, was immer du zu tun hast und wie du dich fühlst!

WENN du nach solchen Regeln groß gezogen wurdest oder heute noch lebst, ist es gut  möglich, dass du ein ganz ausgefuchste Aufschieberin, ein ausgesprochen gründlicher Prokrastinator geworden bist. Indem du das Aufschieben als Mittel anwendest, um das von dir verlangte unmenschliche Verhalten nicht weiter fortzusetzen, solange du den offenen Widerstand, der notwendig wäre, noch nicht realisieren kannst.

Auch hier ist Aufschieben nicht die „Krankheit“, sonden das Symptom, das wichtige Alarmsignale und Hinweise auf einen veränderungswürdigen und immer auch veränderbaren Zustand aussendet.

Darum geht es nie darum, das Aufschiebeverhalten (z.B. durch Strafen oder Selbstbestrafung, Selbsterniedrigung oder verführerische Belohnungssysteme) zu unterdrücken, sondern vielmehr darum, es zu verstehen, und nicht mehr zu benötigen.