Prokrastination und Burnout

Prokrastination ist oft als Versuch zu sehen, dem nahen Burnout zu entkommen, oder den eingetretenen Burnout (und seine Ursachen) zu verleugnen.

Für viele Menschen wird der Konflikt zwischen dem, was sie gerne tun möchten, und dem was sie meinen, tun zu müssen, unlösbar und irgendwann unerträglich. Sie leben oder arbeiten an sich selbst und ihrer wahren Identität vorbei. Wenn sie dann noch davon überzeugt sind, dass sie nie alleine aus dieser Zwickmühle herausfinden werden, wird zuerst das Momentane, später das Alltägliche, und schließlich auch das Notwendige vor sich her geschoben.

Deshalb sind bei der Prokrastination die Tipps und Tricks, die bei einer „Aufschieberitis“ nützlich sein können, hilflos und sogar schädlich. Sie würden nämlich die Illusion aufrecht erhalten, das Nicht-Erledigen könnte weiter wegrationalisiert werden. Tatsächlich aber müsste ein derart Betroffener in einen stillen und ehrlichen Dialog mit sich selbst treten: Was ist es wirklich, das ich da verzögere, warum und für welches tieferliegende Interesse tu ich das.

Dann wird man sich der Einsicht nähern, dass es nicht die Tätigkeit als solche ist, die man nicht beginnen oder beenden möchte, sondern die Gedanken und Gefühle bezüglich der eigenen Person, der wahren Identität, die nicht zugelassen werden.

Allerdings steht man einer solchen Erkenntnis keineswegs hilflos gegenüber – im Gegenteil. Sind erst einmal die Scheuklappen eines eingeschränkten Gesichtsfeldes gefallen, darf die wahre Identität wieder frei und kreativ denken und handeln – und wird in der Regel längst geschmiedete „B“-Pläne aus der Schublade ziehen, die jetzt – natürlich kritisch aber mit neuem Interesse – in Betracht gezogen werdeb dürfen.