Loreley, mein neuer Klingelton

„Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin

ein Märchen aus uralten Zeiten geht mir nicht aus dem Sinn…“

Alte Geschichten, die uns festhalten, stören, traurig und unentschlossen machen. Schon sie können ausreichen, dass wir ins Grübeln kommen viel mehr, als dass sie uns motivieren in unseren Vorhaben.

Ein altes Märchen, eindrucksvoll in vielen Gedichten und Liedern erzählt – die Loreley. Es ist die Geschichte der großen Ablenkung, des schamlosen Aufmerksamkeitsdiebstahls. Die übermächtigen Reize der Loreley auf ihrem Felsen über dem Fluss mit seinen gefährlichen Strömungen und Klippen rauben im Moment der gerade so besonders geforderten Aufmerksamkeit die Konzentration, setzen sie außer Gefecht und bringen die derart Abgelenkten in höchste Gefahr.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh;
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn;
und das hat mit ihrem Singen
die Lore-Ley getan.

So endet in der Dichtung von Heinrich Heine die Geschichte mit der Aufmerksamkeitsablenkung tragisch für den Schiffer, wie eben auch sonst. So endet nicht selten der alltägliche, wichtige Erledigungsprozess, wenn er durch die Macht der Klingeltöne, der Pop-up-Nachrichten, der aufmerksamkeitsfordernden Mediensignale wieder einmal das aufgeschoben werden musste, weil eine allgegenwärtige Aufmerksamkeitsökonomie wieder erfolgreich in unser Zeitmanagement eingegriffen hat.

Wie auch die Rhein-Schiffer, so müssen auch wir immer wieder an der Loreley vorbei, und wir müssen lernen, dabei unsere Fokussierung nicht zu verlieren. Auch dies ist Teil der Anti-Prokrastinations-Arbeit bei pro-cras.