Fermate

Jedes Aufschieben hat so seine Gründe – gute und weniger gute. Ohne eine Wertung sind sie zunächst nur so etwas wie in der Musik die Fermate: ein Zeichen in der Notenschrift, das ein Innehalten fordert, oder dem Solisten signalisiert, diese Stelle nach seinem individuellen Bedürfnis zu verzieren. Der musikalische Bewegungsfluss wird angehalten, es entsteht eine spannungsvolle Pause, oder ein Atemholen, das Kraft sammelt für eine neue, umso stärkere Entwicklung, oder ein genussvolles Ablenken, bevor das Wesentliche notwendigerweise Ihre Aufmerksamkeit fordert. Wie Sie diese Ruhe vor dem Sturm für sich nutzen – zur Sammlung und Planung, für einen dramaturgischen Spannungsaufbau, oder um sich in Nebensächlichkeiten zu verlieren, das macht den qualitativen Wert jeder Aufschiebe-Fermate aus.

Auch die Festtage zum Jahresende bilden eine solche Fermate: Einen Moment des Innehaltens, des Luftholens und des freudvollen Genusses. Die Tage „zwischen den Jahren“ sind zeitlos und damit eine Gelegenheit, aus dem Getriebe auszusteigen und Kraft zu sammeln – nicht in angestrengtem Planen, sondern darin, sich und denen, die Ihnen lieb sind, Ihre Zeit und Ihre Aufmerksamkeit zu gönnen, zu sich selbst und wieder zu Ihrer Kraft zu kommen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen erholsame Tage mit deutlich prokrastinatorischer Prägung!