Der richtige Zeitpunkt

Irgendwo zwischen Aktionismus und Prokrastination

Nicht leicht zu beantworten ist die Frage, wann etwas erledigt werden sollte. Ebenso wie bei dem „Ob überhaupt“ kommt es hier in erster Linie auf den Auftraggeber an. Ein zwingendes Diktat macht es scheinbar leichter: gesetzliche Verpflichtung, Steuer- oder Gerichtstermine geben der „Dringlichkeit“ den Ruch des „Wichtigen“, wodurch der persönliche Gestaltungsspielraum eng gehalten wird. Dennoch gibt es immer auch die Möglichkeit, solche Deadlines zu überstrapazieren, und zwar aus sehr unterschiedlicher Motivationslage. Bei dem einen mag es die  Schlampigkeit der Kalenderführung sein, beim andern eine gewisse Widerstandshaltung, vielleicht auch Ängstlichkeit gegenüber Autoritäten, auch pure Dummheit oder Bequemlichkeit können Gründe sein, den Druck und das Risiko zu suchen und mit der Zeit exponentiell zu steigern. Manchmal fehlt ein nötiges Know How, manchmal die geistige, oder körperliche Beweglichkeit, vielleicht auch die Einsicht in die Notwendigkeit oder Vertretbarkeit der Aktion.

Solche Aspekte werden immer die Erledigung einer Tätigkeit beeinflussen. Hinter allem aber steht im Grund eine offen oder im Stillen vorgenommene Kosten-/Nutzenabwägung, wobei sich sowohl Kosten wie auch Nutzen ebenso materiell wie auch emotional oder zeitlich definieren lassen. Was bereitet mir den größten emotionalen = lustvollen Nutzen, den finanziellen Vorteil, den zeitlichen Gewinn bei minimalem, wenn gar gänzlich zu vermeidendem Aufwand. Nur allzu gerne folgt dann der Wille zur Entscheidung dieser Argumentation. Die Dinge geschehen in der Regel, wie sie die stärksten Lustgefühle am nachhaltigsten bedienen.

Wo dies unbeirrbar von mächtigen inneren Widerständen nicht zugelassen wird, ist es ratsam, sich fachliche Unterstützung zu holen, damit – inbesondere im administrativen Bereich – die Lähmung gegenüber der drohenden Deadline nicht wirklich fatale Züge annimmt.