Der Mungo im Kasten

Wenn jemand aufschiebt, kann es sein, dass ihn die betreffende Angelegenheit an einen schlimmen Moment in seiner Vergangenheit erinnert, und er nun mit seinem Aufschieben sich vor diesen erneut drohenden Angriffen schützen will.

Das erinnert an jene Geschichte von dem Mann, der mit einem großen, mit braunem Papier abgedeckten Käfig in einen Bus stieg. Er war betrunken und lästig und bestand darauf, den Käfig neben sich auf den Sitz zu stellen. Die Leute fragten ihn: „Was ist in dem Käfig?“, und er antwortete ihnen: „Ein Mungo“. Sie fragten ihn, was er mit einem Mungo wolle, und er erklärte, dass man als Trinker einen Mungo gegen die Schlangen im Delirium tremens brauche. Sie sagten: „Aber das sind doch keine echten Schlangen“. Er entgegnete mit triumphierendem Flüstern: „Ja, aber es ist auch kein echter Mungo“.

Wir anderen haben meist längst verinnerlicht, dass die alten Geschichten, die unguten Erinnerungen in unserer heutigen, persönlich aktiv erlebten Gegenwart nichts mehr auszurichten haben. Sie sind „integriert“, erledigter und abgelegter Teil eines Stücks Lebensgeschichte. Für manche aber sind sie noch so lebendig wie am ersten Tag. Mag der auch noch so lange her sein, die alten Schrecken machen sich weiterhin wichtig. Und ebenso aufdringlich kommt der Reflex, sich schützen zu wollen. Aufschieben ist wieder da.

Natürlich muss niemand für immer an den alten Geschichten festhalten, aber oft braucht es auch jemanden, der hilft, sie zu enttarnen und zu entzaubern.