Prokrastinationsvermeidung macht glücklich

Meditation, Yoga, Tai-Chi können Prokrastination verringern

Seit jeher leiten fernöstliche Philosophien ihre Anhänger dazu an, sich stärker auf den Augenblick zu konzentrieren und im Hier und Jetzt zu leben. US-Psychologen geben dieser Tradition im Magazin „Science“ wissenschaftlichen Rückhalt. Ihrer Studie zufolge sind Menschen fast die Hälfte der Zeit geistig abwesend, und diese gedanklichen Abschweifungen machen sie unglücklich.

Im Gegensatz zu anderen Lebewesen kann sich der Homo sapiens mit der Vergangenheit wie der Zukunft beschäftigen oder einfach seiner Fantasie freien Lauf lassen. Diese Errungenschaft des Verstands bietet zweifellos etliche Vorteile wie etwa das Schmieden von Plänen. Erkauft wird dies allerdings zu einem hohen emotionalen Preis, wie die Forscher der Universität Harvard an 2250 Nutzern des iPhone-Handys ermittelten. Mit einer speziellen Software befragten sie die Teilnehmer zu verschiedenen Tageszeiten nach ihrer Aktivität, ihrer Zufriedenheit und ihrer gedanklichen Präsenz.

Ergebnis der Studie

47 Prozent der Zeit waren die Personen mit ihren Gedanken nicht bei ihrer momentanen Beschäftigung. Dabei spielte es kaum Rolle, ob sie die Aktivität als angenehm oder unangenehm empfanden, ob sie gerade fernsahen, einkauften, aßen oder spazieren gingen. „Gedankliche Abschweifungen scheinen bei allen Aktivitäten vorzukommen“, sagt Erstautor Matthew Killingsworth. „Unser mentales Leben ist bemerkenswert stark von der Nicht-Gegenwart durchdrungen.“

Gedankenschweifen macht unzufrieden

Waren die Menschen nicht bei der Sache, so fühlten sie sich eher unglücklich. „Abschweifende Gedanken sind ein hervorragender Anzeiger für die Zufriedenheit von Menschen“, meint Killingsworth. „Wie oft der Geist von der Gegenwart abschweift, ist wichtiger für die Zufriedenheit als die Dinge, die wir gerade tun.“

Den Antworten entnehmen die Forscher zudem, dass Abschweifungen meist nicht Folge von Unzufriedenheit sind, sondern eher deren Ursache. „Viele philosophische und religiöse Traditionen lehren, dass man Zufriedenheit nur im Augenblick findet“, schreiben sie. „Das menschliche Gemüt ist ein umherschweifendes Gemüt, und ein umherschweifendes Gemüt ist ein unglückliches Gemüt.“