Mit dem Geist und mit dem Körper

 

Um das wiederkehrende Prokrastinieren in den Griff zu bekommen, müssen wir es verstehen, aber manchmal auch ganz handfest be“greifen“. Der korrigierende Kontakt mit der Körperstelle, an der das Aufschieben sich als Blockade, als falsche Bewegung oder als Gefühl (nicht Emotion!) manifestiert, ist ein zusätzlicher Hebel und eine weitere Chance auf eine nachhaltige Veränderung.

Automatisiert-aufschiebende Verhaltensweise

Wenn Aufschieben zur Gewohnheit wird, hat es sich als Glaubenssatz, als nicht mehr überprüfte Überzeugung, als selbständig arbeitendes Programm in geistigen Prozessen etabliert, aber auch körperliche Spuren und Mechanismen hinterlassen. Das Körpergedächtnis (so genanntes implizites bzw. kinästhetisches Gedächtnis) übernimmt dafür bereitwillig bereits eingeübte Verhaltensweisen in einen körperlichen Träger, um sie noch sicherer in die Zukunft zu übertragen. Für die meisten Handlungsabläufen ist das hilfreich und wünschenswert: Es entlastet unser Gehirn, wenn wir (geistige und körperliche) Routinen zu Hilfe nehmen. Allerdings sind sie auch mit im Spiel, wenn unbrauchbare Automatismen sich breitmachen.

Psychotherapeutisch und körperpsychotherapeutisches Verändern

Wenn wir bei unserem pro-cras-Konzept körperliche Aspekte in den Veränderungsprozess miteinbeziehen, so geht es dabei nicht um gymnastische Übungen, sondern um über das Verbale hinausgehende psychotherapeutische Verfahren, die sich auf sensomotorische Erfahrung oder Abläufe beziehen, auf körperlich hinterlegte Speicherungen von Bewegungen, die sich immer wieder aufs Neue als haptische Auslöser von Stressmustern erweisen – und die ihrerseits repetitiv als Prokrastinationsauslöser auftreten.

Damit diese Mechanismen therapeutisch verwendet werden können, ist das bewusste Wahrnehmen des körper- und objektbezogenen, also bewegungs- und gefühlsbezogenen Erinnerns die wichtigste Voraussetzung.

Dabei hilft uns ein möglichst tiefes Eintauchen in die zur Bearbeitung ausgewählte Situation.

Wodurch wird die körperliche Erinnerung hervorgerufen?

Oft werden die Erinnerungsmuster unbewusst, alleine durch den Kontext der prokrastinationauslösenden Situation aktiviert – etwa durch einen immer gleichen Bewegungsablauf beim Aufrufen einer Internetseite, durch die Körperwendung beim Ergreifen und Öffnen einer analogen Akte, beim Anblick eines bestimmten Gegenstandes.

Mit dem Anregen eines konkreten Triggers, das sich niederschlägt in automatisierten Bewegungsabläufen, Gesten, Haltungen, Bewegungen oder Mimiken, und mit jeder Belebung und der Wahrnehmung dieser Erinnerung wird mit der inneren Bewegung auch äußere Bewegung oder Nicht-Bewegung ausgelöst.

Im Erinnern werden durch Bewegungsabläufe (gewohnte Tätigkeiten sowie begleitende Sub-Tätigkeiten) unbewusst Automatismen bewusst gemacht, unterbrochen und zu neuen Erlebnisinhalten umgewandelt. Die innere Beteiligung verweist auf eine affektive und eine haptische Erlebnisebene, wodurch neue Verhaltensweisen leichter erlernt und integriert werde., während gleichzeitig alte Verweigerungsimpulse überlagert werden.

Ein weiterer Bestandteil der körperbezogenen Arbeit ist neben dem Einbeziehen von Gesten, Mimiken oder Haltungen auch das Augenmerk auf Gegenständen, die aus der direkten Umgebung des prokrastinationbehafteten Moments herangezogen werden, weil sie zum bewegungsbezogenen und -bildenden Repertoire gehören.

 

Fragen oder Anregungen hierzu bitte unter: info@pro-cras.de – 0211 999 1656 – 01520 988 7 966