Kairophobie (Entscheidungsangst)

Phobie“ nennt man eine Furcht, die zwar intensiv beängstigend empfunden wird, aber im Gegensatz zur gesunden Angst objektiv nicht begründbar ist. „Kairos“ war bei den alten Griechen der Gott des richtigen Zeitpunkts. Er war  – anders als Chronos, der Gott des Zeitverlaufs – dafür „zuständig“, dass eine Gelegenheit beim „Schopfe gepackt“ wird. Folglich wurde er schnell und geflügelt auf die Menschen zueilend vorgestellt, mit wallender Mähne auf der Stirn und kahler Glatze am Hinterkopf: Ist eine günstige Gelegenheit erst einmal vorbei gerauscht, kann sie nicht mehr gehalten, nicht mehr zurückgeholt werden. Zögerliches und entscheidungsvermeidendes Verhalten wird in der Medizin dem entsprechen als „Kairophobie“ bezeichnet.

Gelegentlich wird die Kairophobie allein auf eine Angst reduziert, die in bestimmten sozialen Situationen keine Entscheidung zulässt, woraus dann eine situativ-vermeidende Haltung entstehe. Die Untersuchung des Phänomens öffnet jedoch den Blick dafür, dass auch und sogar hauptsächlich das Vorhandensein intra-psychischer Konflikte zu kairophobischem Verhalten führt. Der für die soziale Phobie ausschlaggebende öffentliche Kontext erweitert sich demnach um den inneren Kommentator, Kritiker oder Bestrafer.

Die Betroffenen verwenden sehr viel Energie darauf unbemerkt von ihrer Umgebung die beängstigende Situation zu vermeiden. Aus der Entscheidungshemmung wird eine Handlungsblockade und in Folge dessen ein Teufelskreis, der aus eigener Kraft oft nicht mehr durchbrochen werden kann.

Generell ist die Kairophobie wie jede Form der Phobie psychotherapeutisch erfolgreich behandelbar.