Prokrastinations-Gleichung des Dr. Steel

Der amerikanische Wirtschafts-Verhaltensforscher Piers Steel hat aus der Sicht der Verhaltensökonomie eine Formel in die Diskussion gebracht, die die Faktoren Erwartung, Wert, Verzögerungszeit und Impulsivität in einen mathematisch anmutenden Zusammenhang stellt. Sie basiert auf Ergebnissen der sozialwissenschaftlichen Motivationsforschung und lautet

"Erwartung x Wert im Verhältnis zu Verzögerung x Impulsivität"

und interpretiert sich wie folgt:

Je weiter entfernt die Deadline eines Projekt ist, umso bereitwilliger und damit größer ist die Verzögerung, und umso geringer die Motivation, die Aufgabe anzugehen. Der Impulsivitätswert im Nenner multipliziert diese Verzögerung noch zusätzlich entsprechend seiner Größe.

Dagegen stehen im Zähler die positiven Konsequenzen des Handelns, die sich aus gewünschter Erwartung und persönlicher Wertunterlegung ergeben: Je größer die zu erwartende Belohnung und je höher die Wahrscheinlichkeit, diese auch zu bekommen, umso stärker wirkt sich das förderlich auf die Motivation auf.

Der Unterschied zwischen Tun und Aufschieben liegt im „Moment der Wahrheit“ zwischen Absicht und Realisierung – dem sogenannten „Rubikon“, dem legendären Übergangsort zwischen Wunsch und tatsächlicher Zielergreifung.

Dem besonderen Moment am "Rubikon", in dem auch die Entscheidung zum Aufschieben getroffen wird, dem so genannten "Gegenwartsmoment" (Daniel N. Stern) widmen wir uns bei der Prokrastinationsarbeit sehr ausführlich.

Die Auswirkungen der einzelnen Faktoren zeigt sich in der Tagesrealität am Beispiel einer Seminararbeit wie folgt:

Die „Erwartung“ ist gering, wenn es ungewiss ist, ob man die Belohnung für die eingesetzte Arbeit  (gute Note, Erfolg) wirklich bekommt.

  • Ein starkes Selbstbewusstsein lässt die Erwartung hingegen ansteigen.

Der „Wert“ wird als gering eingeschätzt, wenn die einzusetzenden Arbeit aus objektiven oder ganz persönlichen Gründen keinen Spaß macht oder komplett gegen den Strich geht.

  • Je kohärenter Das Ziel, umso größer wird der unterlegte Wert.

Die Tendenz zur „Verzögerung“ ist umso stärker, je weiter die zeitliche Entfernung des Abgabetermins liegt.

  • Sie nimmt in dem Maße ab, wie der anerkannte Erledigungszeitraum ausgeweitet wird.

Die (schädliche) „Impulsivität“ hat ein umso leichteres Spiel, je mehr und je verlockender Ablenkungen von dem Thema ablenken.

  • Bei ansonsten starker Ablenkbarkeit wird sich eine "positiv" Impulsivität erst im direkten Angesicht der Deadline entwickeln. Im Vorfeld ist ein aktives Ablenkungs- bzw. Impulsivitäts-Management hilfreich.

Der Einsatz der Prokrastinations-Formel bei jeweiliger Anwendung des individuellen LEDZ GO!©-Scans zeigt die Ansatzpunkte und die individuelle Lösung des anstehenden Aufschiebeproblems.