Ob Aufschieben eine richtige und daher wünschenswerte, oder eine schädliche und daher zu vermeidende Herangehensweise an eine Erledigung oder Entscheidung ist, kann keineswegs immer eindeutig beantwortet werden. Abwarten hat möglicherweise ebenso viele Situationen gerettet wie in Gefahr gebracht, und niemand hat die vielen Mini-Projekte gezählt, die nur deswegen erledigt wurden, weil sie an die Stelle des großen, aber leider prokrastinierten Themas gerückt sind.
Für die Prokrastination gibt es keine eindeutige Richtig-/Falsch-Zuschreibung, und trotzdem ist den meisten Menschen, die sich beim Aufschieben ertappt werden, das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben.
Wir sollten uns von dem Richtig- oder Falsch-Schema hier ruhig lösen und lieber danach Ausschau halten, was uns ein Höchstmaß an Entscheidungsautonomie gewährleistet, dsmit wir das tun können, was uns selbst und dem Projekt am ehesten zuträglich ist.
Aufgaben, Projekte, Entscheidungen unterliegen vielfältigen Wahrheiten. Die Vorgaben und die Ziele sind keineswegs immer eindeutig. Unklarheiten, verschiedene Imterpretationsmöglichkeiten und Widersprüchlichkeiten können widersprüchliche Gefühle und Reaktionen auslösen, die sich in einer eher entschlossenen oder vielleicht zögerlichen Herangehensweise äußern.
Weil weder die Ausdrucksformen noch die Begrifflichkeiten rund um die „Aufschieberitis“ eindeutig sind, haben wir uns darauf geeinigt, dass wir unter Aufschieben das gewollte Verschieben einer Tätigkeit verstehen, wenn etwas anderes sich spontan den ersten Platz auf der Prioritätenliste ergattert, und dass wir als Prokrastination ein Verhalten bezeichnen, das uns Wichtiges aufschieben lässt, weil wir fundamental nicht bereit, nicht in der Lage, nicht wirklich Willens sind, weil wir uns blockiert, regelrecbt abgestoßen hinsichtlich eines ganz bestimmten Themas fühlen.
Auch eine solche Aufteilung ist nicht immer in aller Eindeutigkeit möglich. Dennoch erlaubt uns dieser doppelte Ansatz einen ziemlich raschen Zugang zu dem, was den blockierten Menschen in seiner Erledigung oder Entscheidung am meisten aufhält. Was unsere Beratung, seine Selbsthilfe und ein eventuelles Prokrastinations-Coaching erfolgreich macht.